Bewertung von Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Organismen

Ziel der Studie war, einen Überblick über die internationale Forschung zu Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen zu gewinnen und Lücken und Grenzen der biologischen Sicherheitsforschung aufzuzeigen. Einführend wurden die Methoden der gentechnischen Veränderung von Pflanzen behandelt, gefolgt von Aspekten des Gentransfers, der über Hybridisierung, horizontalem Gentransfer und Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) erfolgen kann. Die in Pflanzen übertragenen Gene bzw. neu ausgeprägten Eigenschaften können zu direkten und indirekten Effekten auf die Umwelt und die biologische Vielfalt führen.
Der Gentransfer mittels Agrobacterium tumefaciens oder Partikelbombardement erlaubt keine gezielte Integration der Transgene. Auch der Einbau von Mehrfachkopien einschließlich überflüssiger DNA an verschiedenen Integrationsorten wurde beobachtet. Jeder Gentransfer ist ein Einzelereignis (Event), das bzgl. seiner Effekte auf die Aktivität der Transgene und endogener Gene zu betrachten ist. Der Einbau bakterieller DNA-Sequenzen (z. B. von  Antibiotika-Resistenzgenen) könnte die Wahrscheinlichkeit eines horizontalen Gentransfers auf Mikroorganismen erhöhen. Die Auskreuzung transgener Pflanzen auf verwandte Kulturpflanzen und Wildpflanzen ist zu erwarten, selbst physische und biologische Barrieren können diesen Gentransfer nicht völlig ausschalten.
Die Umweltwirkungen transgener Pflanzen sind wesentlich bestimmt durch die neuen Eigenschaften, seien sie beabsichtigt oder unerwartet als Nebeneffekt der Transformation. Aus der mit dem GVO-Anbau verbundenen Änderung der Agrarsysteme können indirekte Umweltwirkungen erwachsen. Da die meisten kommerziell genutzten gentechnisch veränderten Pflanzen Resistenzen gegen Herbizide und/oder Insekten tragen, ist mit Auswirkungen auf den Pestizideinsatz zu rechnen. Beobachtet werden auch Resistenzentwicklungen auf Seiten der Ackerbegleitflora gegen vermehrt eingesetzte Herbizide bzw. auf Seiten der Schadinsekten gegen die gebildeten Toxine. Andere gentechnisch vermittelte Eigenschaften, die stärker in den pflanzlichen Stoffwechsel eingreifen, sind in ihren Umweltwirkungen noch schwieriger einzuschätzen als herbizid- und insektenresistente Pflanzen.