Global Biodiversity Outlook - Wie steht es um die globale Biodiversität?

Wenn man sich ambitionierte Ziele setzt, wie z.B. die CBD-Ziele bis 2020 oder das vorherige Ziel, den Verlust an biologischer Vielfalt bis 2010 spürbar zu verlangsamen, muss man sich zu gegebener Zeit fragen lassen, wie nahe man dem Ziel gekommen ist. Um genau diese Frage beantworten zu können, erstellt das Sekretariat der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) mit breiter Unterstützung verschiedener internationaler Partner den sog. Global Biodiversity Outlook (GBO), einen Bericht zum Zustand der Biodiversität auf globalem Niveau.
Die aktuellste Auflage ist der GBO 4, der Ende 2015 erschien und der eine Halbzeitbilanz für die 2010 beschlossenen Ziele darstellt, die bis 2020 erreicht werden sollen.

Datengrundlage des GBO

Um den Zustand der biologischen Vielfalt beschreiben und Entwicklungen und Trends im Vergleich zur jeweils vorherigen Erfassung belegen zu können, wurde eine Reihe von globalen Indikatoren festgelegt, die von verschiedenen Institutionen erhoben werden.
Allgemein bekannt sind z.B. die Roten Listen gefährdeter Arten der IUCN oder die regelmäßig Ende des Polarsommers erfasste Größe der Eisbedeckung am Nordpol. Das World Conservation Monitoring Center (WCMC) in Cambridge kann Auskunft geben über Größe und Lage von Schutzgebieten weltweit, der Living Planet Index verfolgt die Entwicklung von über 7000 Populationen von mehr als 2300 Wirbeltierarten seit 1970 und kann genau belegen, wie sehr sich ihre Lage (zumeist) verschlechtert hat.

GBO 4

In Bezug auf die 20 Ziele des aktuellen strategischen Plans der CBD stellt der GBO 4 die ziemlich ernüchternde Bilanz, dass man zwar bei den meisten Zielen Schritte in die richtige Richtung unternommen hat, diese aber bei Weitem nicht ausreichen werden, um die Ziele wirklich zu erreichen. Die Bemühungen müssen also weltweit deutlich verstärkt werden, wenn man sich den Ziele bis 2020 zumindest annähern will. Positive Ausnahmen sind die eher administrativen Ziele wie die Ausweisung neuer Schutzgebiete und die Unterzeichnung des sog. Nagoya-Protokolls. Besonders schlecht steht es dagegen um den Schutz der Korallenriffe, wo eigentlich schon bis 2015 eine deutliche Verbesserung angestrebt war. Der GBO 4 stellt die Trends für jedes der 20 Ziele in einer Übersichtsgraphik dar, begnügt sich aber nicht mit der reinen Bestandsaufnahme. Er listet für jedes der Ziele eine ganze Reihe von Maßnahmen auf, deren Umsetzung die Erreichung der Ziele fördern würde.

GBO 3

Bereits im Mai 2010 erschien die dritte Auflage, also der GBO 3. Ihm waren GBO 1 und GBO 2 in den Jahren 2001 und 2006 vorausgegangen. Der GBO 3 belegte, dass das bis 2010 gesetzte Ziel, den Biodiversitätsverlust wenigstens deutlich zu verlangsamen trotz einiger positiver Entwicklungen nicht erreicht wurde, sondern im Gegenteil fast alle Indikatoren eine Verschlechterung des Zustandes bzw. eine Zunahme der Treiber des Biodiversitätsverlustes anzeigten. So wurde z.B. gezeigt, dass Amphibien die global am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe sind oder dass die genetische Vielfalt von Nutztieren durch den Verlust vieler Rassen rapide schrumpft. Der GBO 3 wies auch darauf hin, dass die Gefahr in vielen Ökosystemen immer größer wird, sog. Kipppunkte (tipping points) zu überschreiten, was zu irreversiblen dramatischen Schäden und dem Verlust der Ökosystemdienstleistungen führen wird.Trotz seines globalen Ansatzes konnte der GBO 3 auch regional differenzieren und erläuterte beispielsweise, dass Binnengewässer zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen gehören, obwohl sich der Zustand vieler Gewässer in Europa dank moderner Klärtechniken und verschärfter Gesetzgebung deutlich verbessert hat. Dieser regionalen Verbesserung steht aber eine globale Verschlechterung gegenüber, die durch Wasserverschmutzung und Wasserentnahme für Landwirtschaft und Energieerzeugung bedingt ist. Der o.g. Living Plant Index lässt auch eine regionale Differenzierung erkennen: der Artenschwund geht in den Tropen wesentlich schneller voran, als in gemäßigten Breiten, wo der Habitatverlust langsamer ist und einige Schutzprogramme die Populationen bestimmter Arten stabilisiert haben. Der GBO 3 wollte aber nicht nur ein Überbringer schlechter Nachrichten sein, sondern enthielt auch ein Kapitel mit Vorschlägen zur verbesserten Umsetzung der CBD.

Autor: Dr. Axel Paulsch